In der vergangenen Woche hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zur Vorsicht bei der Vorbestellung von Spielen gemahnt. „Bei neuen Videospielen entsprechen die später erhältlichen Versionen nicht immer den vorherigen Ankündigungen der Spielemacher“, heißt es dort. Und weiter: „Auf Grund der Entwicklungszeit können sich bei Videospielen das angepriesene Spiel und die tatsächlich veröffentlichte Version in Sachen Grafik oder Finesse unterscheiden.“
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Nun könnte man sich vortrefflich über die ungelenke Wortwahl der mit dem gebräuchlichen Jargon offenbar nur flüchtig bekannten Verbraucherschützer amüsieren. Oder man könnte konstatieren, dass die gesamte Warnung bestenfalls an der Oberfläche der Problematik kratze. Wenn Spielern ernsthaft geraten wird, die Vorzüge der Vorbesteller-Boni vorher zu „checken“, dann möchte man dem Autor dieser Zeilen zurufen: Das will ich sehen! Denn genau diese Möglichkeit versagen viele Hersteller ihren Kunden. Ist in der 110 Euro teuren Gold-Edition von Schatten des Krieges der Season Pass enthalten? Erscheint überhaupt ein Season Pass? Das weiß nur Warner. Und Warner will sich selbst auf Nachfrage nicht konkret dazu äußern.
Die Maxime der Fachpresse lautet deshalb schon seit Jahren: Bestellt keine Spiele vor. Wozu auch? Ausverkaufte Erstauslieferungen teilen spätestens seit Steam und Co. das Schicksal des Dodo. Und wenn das Spiel in einem jämmerlichen technischen Zustand erscheint – so wie damals Assassin’s Creed: Unity – dann holt man sich bloß Ungemach ins Haus. Noch dazu unterstützt man mit seiner Vorbestellung die Zerstückelung der Spielinhalte.
Ein ausgesprochen hübsches Bug-Festival: Assassin’s Creed Unity (Bild: Ubisoft)
Das alles sind valide Punkte. Aber wenn man dem Problem der Vorbestellungen wirklich auf den Grund gehen will, wenn man sein Wesen erfassen möchte und nicht bloß seine Manifestationen, dann ist es notwendig, zwei fundamentale Fragen näher zu beleuchten. Erstens: Warum bestellen so viele Menschen Spiele vor, obwohl die Vernunft zum Gegenteil rät? Und zweitens: Wie sind diese Vorbestellungen eigentlich entstanden? Wer den Status Quo verstehen und nicht nur beklagen will, der muss in die Geschichte schauen. Und die beginnt – wie die meisten Geschichten – im Ungewissen.
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