Es gibt da diejenigen, die unsere zivile, individualistische Gesellschaft vernichten wollen. Und unsere Unfähigkeit als Gesellschaft, mit diesen Leuten adäquat umzugehen, hat mehr mit Games zu tun, als man oberflächlich betrachtet denken sollte. Das liegt auch daran, dass wir den Faschismus in der Art, wie er denkt, gar nicht mehr begreifen können. Und das führt mich zu drei weiteren Dingen, die auch nur scheinbar nichts miteinander zu tun haben:
- Es ist nicht nur wichtig, welche Spiele wir spielen sondern – vor allem – welche überhaupt produziert werden. Wer es nicht glaubt, der schaue sich die beiden Debatten um Wolfenstein 2 an: die um die deutsche Version und die, in der ernsthaft diskutiert wird, ob man in Spielen Gewalt gegen Nazis anwenden darf.
- Jesper Juul, den die wenigsten meiner Zuhörer kennen werden, der aber zu den bedeutenden Gamesforschern der Gegenwart zählt, hat zwar sehr häufig, aber eben nicht immer Recht.
- Ich war gerade ungerecht
Wie das eine mit dem anderen und drittem zusammenhängt? Ganz einfach: es geht bei allen bisherigen Punkten um Freiheit.
Gamespodcast.de Premium
Dieser Podcast steht nur Abonnenten ab 5 Dollar zur Verfügung. Wenn du noch kein Abonnent bist, dann schließe hier ein Abo ab. Wenn du vorher erstmal reinschnuppern möchtest, dann schau dir den Schnuppermonat an.
Jetzt abonnierenDu bist schon Abonnent? Dann log dich hier ein
Anfang Oktober 2017, stellte Juul auf seiner Facebook-Page einen enzyklopädischen Artikel, den er bereits 2016 verfasst hatte, zur Diskussion. In dem Artikel ging es um den Begriff Freiheit in Juxtaposition zum Spiel, verbunden mit der Frage, ob der Spieler in Spielen überhaupt frei sein könne, da er sich ja notwendigerweise einem Regelsystem unterwerfe. Man komme nicht zu voreiligen Schlüssen. Jesper Juul ist definitiv nicht der Mensch für voreilige Schlüsse.
Die Frage, so provokant sie klingen mag, hat natürlich tiefere Antworten und ist längst nicht so einfach oder auch nur eindeutig beantwortbar, wie man das erwarten oder auch nur erhoffen mag. Und ungerecht war ich, weil ich einem räumlich notgedrungen sehr eingeschränkten Artikel entgegen halte, nicht die ganz großen Fragen aufzuwerfen.
Aber die Frage ist nun mal sehr interessant – und in der Begrenzung, die Juul für seinen Artikel gewählt hat, meines Erachtens nach nur höchst unzureichend zu beantworten. Ich habe im besten Forum der Welt schon darauf hingewiesen, das bislang eigentlich alle meine Kolumnen zusammenhängen, thematische Überschneidungen haben, Facetten eines größeren Ganzen sind, welches sich der Betrachtung durch 20-25-Minuten-Episoden zwar nicht entzieht, von einer einzigen oder auch einer Handvoll solcher Episoden aber auch nicht vollständig oder nur ausreichend erfassbar ist. Die Frage nach Games und Freiheit ist ein Teil dieser großen Abhandlung, die noch nicht an ihrem Ende angekommen ist. Denn immerhin – das sollte nach der Episode letzten Monat hoffentlich nicht mehr weiter begründet werden müssen – verhandeln wir bei Games ja die ganz großen Zukunftsfragen.
Um noch genauer zu sein: die Frage nach der Freiheit in Games verlangt nach einer derartig umfangreichen Antwort, dass diese in zwei Episoden zerfallen wird. Und dies hier ist die erste.
Sie handelt davon, was der Begriff „Freiheit“ überhaupt bedeutet, denn selbst dies ist alles andere als eindeutig.
Wo also lag Juul richtig und wo – meiner Meinung nach – falsch (bzw. wo steht ihm seine Restriktion so im Weg, dass sein Artikel droht, schlichtweg falsche Ergebnisse zu zeitigen) – und was bedeutet dies für das große Bild? Und ich bitte meine Leser dringend, sich nicht auf meine Einschätzung zu verlassen, sondern auch den verlinkten Original-Artikel von Jesper Juul in Gänze zu lesen, wenn es sein muss mehrfach. Denn mit nichts, mit keinem Komma, möchte ich den Eindruck erwecken, als wäre seine Arbeit (und die Cochones, die er regelmäßig beweist, sie zur Diskussion zu stellen) etwas anderes als höchsten Respekt einfordernd.
Um sowohl die Lektüre des Originals als auch die dieser Kolumne interessanter zu machen, stelle ich hier schon einmal meine Haupteinwände vor, abgefeimterweise bevor ich Jesper Juul überhaupt die Chance gebe, seine Argumente darzulegen!
- Juul definiert seinen zentralen Begriff, die Freiheit überhaupt nicht: Was versteht er darunter? Meint er die reine Wahlmöglichkeit zwischen zwei oder mehreren Aktionen? Oder meint er das Gefühl der Freiheit im Individuum? Letzteres muss nämlich nicht zwangsläufig Folge echter Wahlmöglichkeiten sein. Und welche Zwangsfaktoren akzeptiert er a) im wirklichen Leben und b) im Spiel als seinen Begriff der Freiheit restriktiv einschränkend. Wo beginnt die Freiheit des einen und endet die des anderen an genau diesem Freiheitsbegriff?
[Um den vollen Text zu lesen, musst du als Backer eingeloggt sein]