Griesheim/München/Nürnberg 1.4.2018
Revolutionäre Software macht den herkömmlichen Spieletest überflüssig
In den Büroräumen des Podcast-Projekts The Pod knallen die Korken – wie immer um einige Sekunden zeitversetzt, aber das wird nachträglich im Schnitt korrigiert. Dem bislang selbst den Gründern unbekannten, geheimen Forschungsteam des unabhängigen Spielemagazins zum Hören gelang ein Durchbruch im Bereich der Künstlichen Intelligenz: der Transhuman Review Operator T1 – kurz TRO-T1. Seine Funktion: Spieletests von sogenannten AAA-Spielen entwerfen, die von denen menschlicher Autoren quasi nicht zu unterscheiden sind. Damit allein wäre schon ein heiliger Gral der KI-Entwicklung erreicht: eine Software, die eine kreative Arbeit mindestens so gut erledigen kann wie ein Mensch. Doch TRO-T1 kann mehr als das. Er bewertet Spiele, die noch gar nicht erschienen sind.
Falls Sie sich von der übermenschlichen Review-KI überzeugen wollen, können Sie dies unter diesem Link tun: AAA-Fazit-Generator (TRO-T1)
The-Pod-Mitgründer Andre Peschke, der vor wenigen Tagen sein erstes Buch über Super-KIs gelesen hat und sich seitdem als führenden Experten sieht, will über die Funktionsweise der Software wenig verraten. „Wegen Industriespionage und so“, sagt er, „aber auch, weil ich mich nicht mehr ganz genau erinnern kann“. Sein Partner Jochen Gebauer ist derweil bemüht, die Millionen von Menschen zu beruhigen, die sich an diesem schicksalhaften Sonntag im April plötzlich mit einer Maschinenintelligenz konfrontiert sehen, die die Idee des Menschen als Krone der Schöpfung infrage stellt. Merklich um einen jovialen Tonfall bemüht, erklärt Gebauer: „Also, wenn ich ehrlich bin, ist das nicht das erste Mal, dass er sich sowas ausgedacht hat. Zwei Bier und schwupps, los geht’s. Wenigstens muss ich ihn diesmal nicht aus einem Baum holen“. Und auch Chefentwickler Dr. Zoidberg übt sich in Bescheidenheit: Ihm sei vertraglich zugesichert worden, dass sein Name nicht im gleichen Satz mit Andre Peschke verwendet werden darf.
Die bermerkenswerte Zurückhaltung des Teams steht in scharfem Kontrast zu anderen Branchenreaktionen. Der Verband der deutschen Spielbranche, GAME, ernannte das Team von The Pod nach kurzem Überfliegen dieser Pressemitteilung zu Ehrenmitgliedern und teilt in einer Ad-Hoc-Pressemitteilung mit, man sehe in dem „Wunder von Griesheim“ die Innovationskraft der deutschen Branche bestätigt. „Mit höheren Fördergeldern könnten wir alle schon auf dem Mars leben!“, so der Verband. Kritik hagelt es hingegen vom Verein freiberuflicher Spieleredakteure. Dort heißt es, die Super-KI würde „in Punkto Recherchezeit nur unwesentlich schneller arbeiten als unsere Mitglieder und langsamer als die meisten Newsredakteure“. Die Organisatoren des Deutschen Computerspielpreises lassen derweil verlauten, man respektiere die Leistung des Teams, eine Auszeichnung käme dennoch nicht in Frage, da TRO-T1 nicht von Daedalic stammt.
Das Schweigen der The-Pod-Wissenschaftler macht derweil die Situation für KI-Forscher in aller Welt nur prekärer. Dort muss man millionenschweren Sponsoren nun erklären, wie ein deutscher Spielepodcast vor ihnen den KI-Durchbruch schaffen konnte. Entsprechend vehement wird daher in Fachkreisen abgewiegelt. „Das ist keine KI, und das ist auch keine kreative Arbeit“, versucht ein führender Forscher die Schlappe kleinzureden. Doch ganz kann auch er seine Demütigung nicht verhehlen. Auf die Frage, ob es ihm peinlich sei, dass er von einem Team von Journalisten ausgebootet wurde, antwortet er pikiert: „Peinlich ist tatsächlich das Wort, das mir als erstes in den Sinn kam“.