Vorwort der Redaktion: Wolfgang hat diese Kolumne bereits vor über einer Woche geschrieben, als sich die Situation um die Studioschließung von Telltale Games noch entwickelte. In Details wurde das, was Wolfgang hier sagt und schreibt, seitdem von der Realität eingeholt. Lesens- oder hörenswert ist es aber allemal!
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Telltale ist dann also Geschichte. Und man darf gespannt sein, ob man diesmal etwas daraus gelernt hat. Denn zu lernen gäbe es einiges, auch wenn…
… diese Lektion eigentlich längst gelernt gewesen sein sollte. Lange vor Telltales Ende. Und sogar schon, bevor deren Geschichte überhaupt begann. Denn mitnichten war es eine Geschichte, die – abgesehen von einer sehr kurzen Phase am Anfang – irgendwie inspirierend gewesen wäre. Wobei ich diese kurze Phase nicht kleiner machen will, als sie war: Ja, Telltale hat das ethische Dilemma im Spiele-Mainstream verankert. Sie haben es nicht erfunden (das war, wie schon häufiger erwähnt, wahrscheinlich Ice-Pick Lodge mit „Pathologic“, dessen zweiter Teil demnächst erscheint). Aber sie haben es populär gemacht, und dieses Verdienst soll nicht unerwähnt bleiben.
Ansonsten haben sie aus einer bereits in anderen Medien erfolgreichen Marke eine erfolgreiche Games-Reihe gemacht, bei der sie zumindest technologisch eigentlich so gut wie nichts abgeliefert haben, was in den Bereich Innovation gefallen wäre. Innovativ war man dagegen bei der Entwicklung eines Marktes für episodischen Content. Und sie haben eine narrative Formel gefunden und erfolgreich gemacht, die sie danach allerdings so häufig wiederholt haben, bis sie in ihrer eigenen Vorhersehbarkeit erstickte, die Umsätze nicht mehr generierte, die ein so großer Entwickler generieren muss – und am Ende folgerichtig geschlossen wurde.
Hierbei könnte man es bewenden lassen, wenn die Geschichte von Telltale nicht stellvertretend stünde für eine, die in unserer Industrie endemisch zu sein scheint. Diese Geschichte ist selbst das Ergebnis eines Spiels: eines immer wieder versuchten und in der Regel verlorenen Spiels mit dem Markt. Sie passiert regelmäßig, und dass sie regelmäßig geschieht und als Spiel verloren wird, das scheint wenige Menschen davon abzuhalten, es dennoch zu versuchen. Denn wenn man dieses Spiel gewinnt, dann ist man reich. Nicht wohlhabend! Reich!
Es endet dann nämlich nicht in der Pleite, sondern in einem möglichst teuren Verkauf des Unternehmens.
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