Gleich vorneweg: Auf der Gamescom wurden auch Spiele gezeigt. Da gab es nicht nur die Bundeskanzlerin zu sehen. Und einige dieser Spiele waren ganz toll. Vor allem in der Indie Booth Arena. Darauf komme ich noch mal zurück. Wie überhaupt diese Kolumne sehr viele Facetten ansprechen muss. Ein Lied nicht von Eis und Feuer, aber von Lob, Tadel und Warnung. Lob für die selten Gelobten, Tadel an die, die ihn sich jahrzehntelang mit ahnungsfreier Indifferenz verdient haben, Warnung an alle. Denn es geht um Spiele! Und an der Stelle spiele ich nicht.
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Denn sie war eben da. Unübersehbar. In meiner persönlichen Filterblase gab es auf einmal so viel Bundeskanzler-Fanpost, dass ich mir schon ein wenig die Augen gerieben habe. Es soll jetzt hier aber nicht um die Frage gehen, ob Nähe zu Prominenz und Macht bei einigen meiner Bekannten das kritische Bewusstsein in die Hibernation treibt (Antwort: offenbar – zumindest temporär).
Es geht viel mehr um das, was sie gesagt hat, als sie da war. Und da ich per freundlicher Einladung des BIU mit offizieller Eintrittskarte versehen nach Passieren einer Flughafen-kompatiblen Sicherheitsschleuse nebst vieler sehr streng dreinblickender Sicherheitsbeamter im Publikum saß, weiß ich das ganz genau und aus erster Hand. Beziehungsweise aus dem ersten Mund im Staate: ihrem.
Sie sprach die Situation der deutschen Branche an. Sie sprach an, dass Games nicht nur ein wichtiges Kulturgut seien, sondern eine Schlüsseltechnologie waren und sind für eine digitalisierte Gesellschaft, für Industrie 4.0 und diesen ganzen Neuland-Kram (das letztere hat sie NICHT gesagt, wäre aber witzig gewesen). Sie sprach von Versäumnissen der deutschen Politik (auch, wenn sie das Wort Versäumnis wohlweislich vermied) – und niemand widersprach. Sie sprach von notwendigem Jugendschutz – und auch da mochte ihr niemand ins Wort fallen.
Und dann sagte sie jene Worte, die mir seither nicht mehr aus dem Kopf gehen, weil ich nicht weiß, ob ihr genau klar war, was sie da gesagt hat. Full disclosure: Ich habe Frau Merkel nie gewählt und werde von dieser Tradition – bei der Länge ihrer Kanzlerschaft kann man schon von „Tradition“ reden – auch 2017 nicht abweichen. Ich halte sie allerdings für hochprofessionell und kann mir nicht so recht vorstellen, dass Sie sich vorher NICHT hat erläutern lassen, was die finanziellen Folgen der tatsächlichen Umsetzung ihres – ja – Wahlversprechens wären.
Sie sagte, sie wolle dafür sorgen, dass die deutschen Spieleindustrie in Zukunft ein – sie benutzte den englischen Terminus – „level playing field“ gegenüber anderen Nationen vorfände. Es ist schwierig, dies jetzt genau mit Zahlen zu unterfüttern, weil in den verschiedenen konkurrierenden Nationen die verschiedensten Modelle betrieben werden, aber nach diesem Versprechen ein Gesamtfördervolumen von unter 100 Millionen Euro jährlich zu verargumentieren, das dürfte ein geradezu alberner Versuch werden. Die Gesamtförderung in Deutschland müsste sich also lässig um den Faktor 30 erhöhen. Und dies dürfte eine eher konservative Schätzung sein.
Wir saßen in der letzten Reihe (da, wo Entwickler schon in der Schule normalerweise saßen) und trauten unseren Ohren nicht. Ich fragte meine Nachbarn, ob sie das auch gehört hätten – und sie nickten. Es war also kein Verhörer. Man will uns zukünftig mit Geld überschütten. Bis nichts mehr rausschaut (diese Ergänzung ist für Asterix-Spezialisten witzig …)
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