Jetzt also nur noch ein Verband. Nicht mehr BIU, der ja schon schwer auszusprechen war, und Game, der (bei all der großartigen Arbeit, die er leistete) von außen immer ein bisschen so wirkte wie der kleine, arme und – wie man dann gerne betonte – sehr entfernte Verwandte. Nicht mehr zwei Telefonnummern, die Politiker in Berlin gespeichert haben mussten, falls sie der Spielebranche dann doch mal was Gutes tun wollten (was nicht allzu oft geschah, aber es geht ja auch ums Prinzip).
Ein Verband also, der – bis auf ein paar wenige Ausnahmen, zu denen ich noch kommen werde – die gesamte Branche abbilden möchte, vom milliardenschweren Publisher bis hin zur gerade gegründeten Indiebutze. Falls hier jemand unterschwellige Ironie herauslesen möchte, so liest er falsch. Die Branche braucht einen Verband, nicht mehrere. Sie braucht die Einsicht, dass EA und die nächste Hochschulausgründung mehr gemeinsame Interessen haben, als sie trennende. Denn beide funktionieren nur in einem gesunden, nachhaltig aufgestellten Markt – und zu dem gehören viele Stellschrauben.
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Ich habe ein paar Zweifel. Keine prinzipiellen, aber ich werde sie benennen. Nicht um rumzumäkeln, sondern als konstruktive Kritik, als Gefahrenhinweis, als Radarsystem, das unsere Verbands-Titanic rechtzeitig vor möglichen Eisbergen warnen will.
Es gibt aber auch noch eine zweite Entwicklung, die ebenfalls zunächst einmal positiv zu bewerten ist und erwähnt werden soll: Am 4.2. traten ein paar Politiker aus den Nebelschwaden der Koalitionsgespräche und verkündeten eine Einigung, die unsere Branche betrifft: Man möchte, verkündeten Helge Braun (CDU), Dorothee Bär (CSU) und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, tatsächlich tun, was die Kanzlerin schon in Köln während der GamesCom angekündigt hat: ein „Level Playing Field“ für die Entwicklung von Computerspielen in Deutschland gegenüber dem europäischen Ausland.
Das Ganze ist Teil des Pakets Digitalisierung – und schon deshalb sollte die Branche nicht zu früh jubeln. Auch dazu komme ich noch.
Zunächst aber muss man feststellen, dass zumindest verbal, in den Absichtserklärungen der Politik, im Umgang der verschiedenen Brancheninteressen miteinander und sogar bis hin in die deutschen und damit per definitionem schwerhörigen Feuilletons der Republik sich die Anzeichen verdichten, dass gerade eine Zeitenwende stattfindet. Das Game ist nicht mehr Schmuddelkind des gesellschaftlichen Diskurses. Es ist kulturell als Kunstform weitgehend anerkannt, als Schlüsseltechnologie ausgewiesen, als Branche vielleicht jetzt gar den Schulhofschlägereien entwachsen. Es soll uns was sagen, fordern die Kulturwalter des Landes, es soll Arbeitsplätze schaffen die Wirtschaftsexperten, endlich wuchtig und selbstbewusst in die Öffentlichkeit treten.
Und ein leises Stimmchen im Hintergrund ruft: „Einverstanden, aber dann müsste doch eigentlich auch auf Augenhöhe bezahlt werden, oder?“
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